Oberbürgermeister Dirk Hilbert erhielt aus den Händen des Präsidenten der Landesdirektion Sachsen Bela Bélafi einen Bescheid in Höhe von 4.819.991,41 Euro EFRE Fördermitteln. Mit diesem Geld kann die Sanierung einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern an der Rosenstraße 77 erfolgen. Hier befand sich zu DDR-Zeiten ein Lager- und Umschlagplatz für Chemikalien (VEB Chemiehandel).
Die noch bestehenden Lager- und Verwaltungsgebäude können wegen zu hoher Luftbelastungen aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht mehr genutzt werden. Weitere Untersuchungen bestätigten die Kontaminationen in den Innenräumen und unterhalb der Bodenplatten. Deshalb müssen die Gebäude abgebrochen werden. Das Sanierungskonzept sieht auch den Tausch des verunreinigten Bodens vor.
Symbolfoto © MeiDresden.de
Béla Bélafi, Präsident der Landesdirektion Sachsen, begründet die Freigabe der Fördermittel: „Mit den fast fünf Millionen Euro, welche Europäische Union und Freistaat Sachsen zur Verfügung stellen, kann die Stadt endlich eine Umweltsünde aus der Vergangenheit tilgen und zugleich eine störende Industrie-Ruine beseitigen. In der Folge entsteht attraktiver Raum für neue Gewerbeansiedlungen unmittelbar neben der Dresdner Innenstadt.“
Oberbürgermeister Dirk Hilbert freut sich über die Unterstützung: „Dieses Projekt begleitet uns schon viel zu lange und ich bin dankbar, dass wir mit der Förderung endlich eine gute Perspektive für das Grundstück mitten in der Stadt haben. Der Bedarf an Entwicklungsflächen ist hoch. Das Gründer- und Gewerbezentrum der Dresdner Gewerbehofgesellschaft hat schon Interesse bekundet. Und mit der Sanierung starten wir ein Pilotprojekt der Grundwassersanierung, welches uns vor Ort jährliche Kosten von etwa 220.000 Euro einspart.“
Von Sofortmaßnahmen zum systematischen Sanierungskonzept
Das Gelände Rosenstraße 77 befindet sich zwischen Löbtauer Straße und Freiberger Straße. Seit 1962 hatte es mehrere Eigentümer, diente lange als Lager- und Umschlagplatz für Chemikalien. Die intensive industrielle Nutzung hat zu erheblichen Belastungen im Boden, Grundwasser und in Gebäudeteilen geführt.
Nach der Flut im Jahr 2002 wurde das herrenlose Grundstück durch die Landeshauptstadt Dresden in Ersatzvornahme gesichert. Schadstoffe auf der Oberfläche wurden abgetragen und eine stetige Abstromsicherung des Grundwassers eingerichtet. Dadurch wurde verhindert, dass verunreinigtes Grundwasser in andere Gewässer fließen kann. Diese Anlage muss dauerhaft betrieben werden und das kostet jährlich etwa 220.000 Euro. Die stark kontaminierten Betriebsanlagen im westlichen Grundstücksteil wie Tanklager, Gleisanlagen, Verladerampen, Lagerbaracken, Garagen und Werkstattgruben sind Schritt für Schritt entsorgt worden. Doch die bereits durchgeführten Maßnahmen reichen nicht aus, um das Gelände für eine künftige Nutzung freizugeben.
Umso wichtiger war der Einstieg in eine systematische Gesamtplanung zur Sanierung – ein Vorgehen nach der Sächsischen Altlastenmethodik, das eng mit der zuständigen Oberen Bodenschutzbehörde abgestimmt wurde und dadurch Förderfähigkeitsstatus erlangte. Ein entsprechender Antrag ging an die Landesdirektion im August 2024. Bereits im November sendete die Institution den Bescheid zur Verbindlichkeitserklärung des Sanierungsplans. Die Landeshauptstadt konnte auf Grundlage dessen bereits am 20. Februar 2025 mit den Arbeiten starten. Bis Ende 2026 muss die Maßnahme abgeschlossen sein. Die Fördersumme entspricht 77 Prozent der förderfähigen Kosten von insgesamt 6.259.729,11 Euro.
Fördermittel ebnen Weg zu Sanierung und Nachnutzung des Geländes
Um die Fläche langfristig zu sichern und eine Nachnutzung zu ermöglichen, ist bis Ende 2027 ein mehrstufiges Sanierungskonzept vorgesehen: Rückbau verbliebener kontaminierter Gebäude und Bauteile, Ausheben und Entsorgung von belastetem Boden unterhalb der Gebäude, Abtragen und Entsorgung oberflächennaher kontaminierter Bodenschichten, gezielte mikrobiologische Behandlung von tiefliegenden Bodenschichten und Reinigen des Grundwassers über spezielle mikrobiologische Injektionsverfahren zur LHKW(1)-Beseitigung.
Ziel ist eine vollständige Gefahrenabwehr und die Herstellung eines gesunden Bodenzustands. Die mikrobiologische Behandlung tieferer Bodenschichten spielt dabei eine zentrale Rolle. Durch den gezielten Einsatz natürlicher Mikroorganismen werden Schadstoffe vor Ort abgebaut, ohne dass großflächige Eingriffe notwendig sind.
Pilotprojekt zur Grundwassersanierung
Zu Umsetzung wird ein modernes, mikrobiologisches Verfahren angewendet. Gut abbaubare Stoffe (gut verwertbare Organik) injiziert man ins Grundwasser. Dadurch ändert sich das Milieu und spezielle Mikroben (hier explizit Dehalococcoides) bauen die Schadstoffe schrittweise ab. Um unerwünschte Zwischenprodukte zu vermeiden, welche die Gefahren im unmittelbaren Unterstrom noch verschärfen können, helfen zusätzliche Wirkstoffe, gezielte Mikrobenzugabe und der weitere Betrieb der Wasserreinigung.
Dieses Verfahren wird ein Pilotprojekt in der Stadt Dresden für die künftige Beseitigung ähnlicher Boden-/Grundwasserkontaminationen.
Auf dem bisher verunreinigten und versiegelten Areal erhält später auch die Natur Platz, sich zu entwickeln. Gemäß der Förderrichtlinie werden 15 Prozent des 15.000 Quadratmeter großen Grundstücks begrünt – eine 2.250 Quadratmeter große Grünanlage entsteht.
Weitere Informationen: www.dresden.de/sanierung-rosenstrasse
(1) LHKW steht für leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe. Es handelt sich um eine Gruppe organischer Verbindungen, die in der Industrie und im Handwerk als Lösungsmittel und Entfettungsmittel verwendet wurden und aufgrund ihrer Eigenschaften das Grundwasser gefährden können.
Quelle: Landeshauptstadt Dresden